Warum romantische Komödien niemals aussterben werden

Wurde je ein Filmgenre so ungerecht behandelt wie die romantische Komödie? Auf Preisverleihungen ignoriert, von hochnäsigen Kritiker*innen verspottet und als „Guilty Pleasures“ (also als heimliches Vergnügen) beschrieben – sogar von Leuten, die sie gern schauen! Aber warum darf niemand wissen, dass man sie schaut? In meinem Buch From Hollywood With Love: The Rise And Fall (And Rise Again) Of The Romantic Comedy dreht sich alles um die goldene Ära der romantischen Komödien – von Pretty Woman bis hin zu Crazy Rich Asians und mehr. Es war spannend, mich mit den Macher*innen zu unterhalten und über Entstehungsgeschichten zu hören, die sich hinter den Kulissen abspielten. Als ich all meine Interviews mit den Autor*innen, Regisseur*innen und Schauspieler*innen moderner romantischer Komödien beendet hatte, war ich mehr denn je davon überzeugt, dass dieses Genre trotz aller Kritik niemals aussterben wird. Es entwickelt sich allerdings weiter. Viel zu lange konzentrierte sich Hollywood in seinen romantischen Komödien auf einen einzigen Typ Liebespaar: weißes Männlein und Weiblein der oberen Mittelschicht, in New York lebend und von Beruf Journalist*in oder Architekt*in oder Architekturjournalist*in. Die Filme endeten zudem meist dann, wenn das zentrale Paar endlich zueinander gefunden hat – also dann, wenn es ehrlich gesagt erst richtig interessant wird. Doch all das ändert sich gerade. In Sachen Romantik kann Bollywood niemand das Wasser reichen – Jab We Met und Yeh Jawaani Hai Deewani sind nur zwei Titel auf der endlos langen Liste an waschechten romantischen Komödien aus Bollywood. Romantische Komödien mit schwarzen Schauspieler*innen in den Hauptrollen – dazu zählen Kultklassiker wie Boomerang mit Eddie Murphy und Halle Berry, Love And Basketball mit Sanaa Lathan und Omar Epps, und Denk wie ein Mann mit Kevin Hart und Taraji P. Henson – sind ebenfalls unheimlich erfolgreich und räumen langsam mit der Vorstellung auf, dass nur eine bestimmte Art von Liebesgeschichte erzählenswert ist. Der 2020 auf Hulu veröffentlichte Film Happiest Season, der von der Liebesbeziehung zwischen Abbey (Kristen Stewart) und Harper (Mackenzie Davis) handelt, fuhr den erfolgreichsten Filmstart auf einem Streaming-Dienst aller Zeiten ein. Single All The Way war 2021 die heiterste romantische Festtagskomödie auf Netflix, in der es um die besten Freunde Peter (Michael Urie) und Nick (Philemon Chambers) geht, die feststellen, dass zwischen ihnen vielleicht doch mehr als nur Freundschaft ist. Nicht mal ein Jahr zuvor erschien der Netflix-Film To All the Boys: Always And Forever, der aus der Perspektive eines koreanisch-amerikanischen Mädchens erzählt wird und der als dritter Teil einer Franchise sehr viel mehr auf die zentrale Liebesbeziehung eingeht, als es mit dem Originalfilm allein jemals möglich gewesen wäre. Und nur für den Fall, dass es jemand bezweifelt haben sollte: 2022 scheint ein vielversprechendes Jahr für dieses Filmgenre zu werden. Marry Me – Verheiratet auf den ersten Blick markierte J. Los erfolgreiche Rückkehr zur romantischen Komödie (diesen Sommer noch kommt Shotgun Wedding heraus); in The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt muss sich Sandra Bullock zwischen Channing Tatum und Brad Pitt entscheiden; und in Bros, einem Herzensprojekt von Billy Eichner, steht die Liebesbeziehung zweier homosexueller Männer im Mittelpunkt. Romantische Komödien gibt es noch – sie sind so gut wie noch nie – und wird es auch noch lange geben. Denn wie heißt es so schön? Wahre Liebesgeschichten enden nicht. Scott Meslow ist leitender Redakteur der Zeitschrift The Week sowie Autor und Kritiker u. a. für GQ, New York und The Atlantic. „From Hollywood With Love“ ist sein erstes Buch