Warum Raelis Vasquez’ Kunst die Afro-Latinx-Community in den Mittelpunkt stellt

Wenn man in ein größeres Museum geht und nach einem Gemälde oder einem Porträt sucht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man dort Werke aus einer sehr westlich geprägten Sichtweise findet – sowohl in Bezug auf die Künstler, die die Werke geschaffen haben, als auch auf die dargestellten Personen. Eine Studie aus dem Jahr 2019 ergab, dass etwa 85 % der Kunst in US-amerikanischen Museen von weißen Künstlern stammt. Der afro-lateinamerikanische Künstler Raelis Vasquez, dessen Werke in renommierten Kunstinstitutionen wie Sakhile&Me, Jeffrey Deitch oder dem Kunstraum Potsdam gezeigt wurden, ist Teil einer neuen Generation, die die Kunstwelt auf den Kopf stellt, indem sie sich auf die Unterrepräsentierten konzentriert. „Ich möchte, dass meine Arbeit von den Menschen, die ich male, auch wahrgenommen werden kann“, sagt er. 

Vasquez’ lebendige Gemälde und detaillierte Kompositionen – die uns direkt in Familienfeiern und Alltagsszenen versetzen – spiegeln die Erfahrungen der Afro-Latinx-Community mit großer Zärtlichkeit wider. Und sie erforschen die Fragen und Themen, die ihn selbst sein ganzes Leben lang begleiteten: Immigration und kulturelle Identität. In der Dominikanischen Republik aufgewachsen und in jungen Jahren nach New Jersey eingewandert, hat er selbst erfahren, was es heißt, in zwei „völlig unterschiedlichen Welten“ zu leben. Seine Gemälde sind von Bildern inspiriert, die er bei Besuchen im Land seiner Geburt fotografiert, und in denen er sowohl seine Familie als auch Fremde ablichtet. Später sichtet er die Bilder in seinem Atelier und nimmt verschiedene Elemente aus den Schnappschüssen heraus, bevor er sich der leeren Leinwand zuwendet. 

Mit seiner Kunst richtet er sich gegen das Übersehen oder Stereotypisieren afro-lateinamerikanischer Communitys und lässt sich dabei von einigen zentralen Fragen leiten. „Kann ich meine Kultur bewahren und so darstellen, wie sie sich anfühlt? Kann ich den Menschen, die ich repräsentiere, ein gewisses Maß an Würde geben? Schaffe ich, ihnen das Gefühl zu geben, dass sie größer sind, als sie tatsächlich sind?“, fragt er. Letztendlich ist dies – neben all seinem Engagement für Afro-Latinx in der Kunstwelt – seine „Priorität Nummer eins“. Vasquez hofft, dass seine Arbeit „für andere etwas bewirken kann – so, wie sie das auch für mich tut“. 

Eva Recinos ist Kunst- und Kulturjournalistin und Autorin von kreativen Sachbüchern in LA.