Warum Jason deCaires Taylor vermutlich der beste Skulpteur ist, von dem du noch nie gehört hast
Seine Kunst ist nicht in Galerien zu finden. Möchte man die Skulpturen von Jason deCaires Taylor betrachten, muss man zunächst nach Schnorchel und Tauchflossen greifen. Seine besten Werke bekommt man nicht einfach so zu Gesicht – denn sie befinden sich unter Wasser.
Und genau das ist der Punkt. Nach seinem Studium am Camberwell College of Arts in London entwarf deCaires Taylor zunächst Bühnenbilder für Theater und gab Tauchunterricht. 2006 wagte er das große Abenteuer: Er kratzte all seine Ersparnisse zusammen und steckte sie in den Aufbau des weltweit ersten öffentlichen Unterwasser-Skulpturenparks in Grenada, dem Inselstaat in der Karibik.
Der Molinere Bay Underwater Sculpture Park gehört mittlerweile zu den 25 Weltwundern von National Geographic und deCaires Taylor international zu den führenden Künstlern, die moderne Kunst und Meeresschutz zu aussagekräftigen Werken kombinieren.
The Raft of Lampedusa beispielsweise, auf dem Meeresgrund vor Lanzarote, bildet 13 Flüchtlinge in einem Schlauchboot ab, die in eine ungewisse Zukunft treiben, in der das Meer selbst – wie die tragischen Vorfälle im Ärmelkanal und Mittelmeer kürzlich einmal mehr gezeigt haben – eine tödliche Bedrohung darstellt.
Doch das Meer muss auch beschützt werden. Und zwar vor uns. Seine Unterwasser-Kunstattraktionen bezeichnet deCaires Taylor als „Museen“. „Tagtäglich beuten wir unsere Ozeane aus, verschmutzen und überfischen sie. Museen hingegen sind Orte der Erhaltung, des Schutzes und der Bildung.“
Das ist die Botschaft, die hinter The Coral Greenhouse im Great Barrier Reef steckt: eine Ansammlung menschlicher Figuren, die im Laufe der Zeit von Korallen bewachsen werden sollen. In einem Gebiet, wo Korallenriffe unaufhaltsam zerstört werden und auch der Klimawandel deren Existenz bedroht, wird dieses Kunstwerk zu einem lebendigen botanischen Garten und die Statuen zu sich verändernden Meereshybriden – teils Mensch, teils Pflanze, teils Koralle.
In deCaires Taylors Werk lassen sich zudem Auflehnung und Witz mit politischem Hintergrund erkennen, eine Attitüde, die an seine Ursprünge als Straßenkünstler erinnert. Nehmen wir mal The Bankers vor der Küste von Cancún: „Jede Skulptur befindet sich in einer Gebetshaltung. Dadurch wird demonstriert, dass ihr Gott durch monetäre Idole ersetzt wurde.“ Die Unterwasser-Bankiers haben Löcher zwischen ihren Gesäßbacken, in denen sich Krustentiere und Aale häuslich einrichten können. Ein Aal, der im Hintern eines Bankiers lebt? Das klingt zweifellos nach Kunst.
5 der besten Orte, um Jason deCaires Taylors Werke zu sehen
- Museo Subacuático de Arte (MUSA); Isla Mujeres, Cancún, Mexiko
- Molinere Underwater Sculpture Park; Meeresschutzgebiet Molinere Beauséjour, Grenada
- Museo Atlántico; Las Coloradas, Lanzarote
- Museum of Underwater Sculpture Ayia Napa (MUSAN); Ayia Napa, Zypern
- Museum of Underwater Art (MOUA); Townsville, Australien
