Sabirah: Die kulturell inklusive Öko-Luxusmodemarke

Als Deborah Latouche als Modestylistin und Autorin für die italienische Elle arbeitete, bemerkte sie die Ironie, dass sie selbst Probleme hatte, Kleidung für bestimmte Anlässe zu finden, die ihrem Anforderungsprofil entsprach. Vor allem als Muslima. „Ich habe ein tolles Kleid gefunden – was als große Frau mit Übergröße schon schwierig genug war –, und dann drehte ich es um, und es war rückenfrei. Es gab immer etwas Freizügiges, was bedeutete, dass ich mich mit einer weiteren Schicht bedecken musste“, sagt sie. 

Frustriert von den ständigen Kompromissen und dem Mangel an kulturell integrativen Marken, die Modeinteressierte wie sie selbst ansprechen, gründete die in London lebende Latouche im Jahr 2020 die Luxusmarke Sabirah für sittsame Kleidung. Die maßgeschneiderten Kollektionen – eine Anspielung auf „geduldig“, die arabische Übersetzung von Sabirah – umfassen bonbonfarbene, bodenlange Kleider, Kaftane aus Crêpe zum Überwerfen, exquisite taillierte Seidenblazer mit passenden maßgeschneiderten Hosen und vieles mehr. Das Label wurde von einflussreichen Moderedakteur*innen wie Sarah Mower gelobt und hat eine Fangemeinde, zu der auch das muslimische Model Ikram Abdi Omar und nicht-religiöse Kundschaft wie Ciinderella Balthazar und MNEK gehören. 

Das Ethos von Slow Fashion und Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die Marke; die verwendeten Materialien sind allesamt übrig gebliebene Couture-Stoffe und Vintage-Knöpfe, die aus Italien und Paris bezogen werden. Aus diesem Grund würde Latouche ihre Kunden auch nie dazu ermutigen, Neues um des Neuen willen zu kaufen. Ihre Capsule Collections werden als etwas präsentiert, das mit einem bereits vorhandenen Stück kombiniert werden kann. „Wir denken darüber nach, wie Frauen ihre Garderobe nutzen. Nur weil sie etwas vor zwei Jahren gekauft haben, heißt das nicht, dass es jetzt aus dem Kleiderschrank verbannt werden muss“, sagt sie. Für das Jahr 2023 plant Latouche, ihren Markt auf den Nahen Osten auszudehnen, denn: „Ich glaube an die Aufwertung aller Frauen, unabhängig von Größe, Rasse oder Religion.“ Und Sabirah ist ein Beweis dafür.

Yelena Grelet ist eine in London ansässige Multimedia-Journalistin und Filmregisseurin.