Der Restaurantbetreiber mit bipolarer Störung und stimmungsaufhellendem Menü
Van Gogh is Bipolar (vGiB) – ein Restaurant in Quezon-Stadt auf den Philippinen mit stimmungsaufhellenden Speisen – feierte im vergangenen Monat seine Wiedereröffnung. Es werden nur acht Gäste gleichzeitig bedient. Jeder Besuch wird bewusst anders gestaltet – die Inneneinrichtung ändert sich willkürlich, und die Gerichte wechseln täglich, je nach Gemütszustand des Eigentümers. „Das ist typisch für mich: Ich bin ständig unbeständig“, erklärt Betreiber und Chefkoch Jetro Rafael.
Nachdem bei ihm 2008 im Alter von 28 Jahren eine bipolare Störung diagnostiziert wurde, erhielt Rafael starke Medikamente. „Aufgrund der Nebenwirkungen fühlte ich mich gefühlsmäßig taub; ich kam mir vor wie ein lebender Zombie“, sagt er. Da er in ständiger Angst davor lebte, immer abhängiger von seinen Medikamenten zu werden, beschäftigte sich Rafael mit Nahrungsmitteln als natürliche Heilmethode für seine Erkrankung. „Das ist Essen für die Psyche“, meint er. Es soll bestimmte Neurotransmitter im Gehirn wie Serotonin, Dopamin, GABA und Noradrenalin aktivieren, um Gefühle von Entspannung und Glück zu fördern.
Bei ihrem Besuch werden die Gäste gebeten, einen Fragebogen zu ihrer aktuellen psychischen Verfassung auszufüllen. Wenn Rafael weiß, wie sich seine Gäste gerade fühlen, kann er Speisen zubereiten, die genau auf jeden einzelnen Gast zugeschnitten sind. In seinem ständig wechselnden Menü verwendet er Zutaten, die nachweislich den Serotoninspiegel regulieren, darunter Fischöl (Omega-3-Fettsäuren) und Cashewkerne (Magnesium), und bei Gästen mit Angststörungen verwendet er verschiedene frisch gepresste Fruchtsäfte – hauptsächlich Zitrusfrüchte (Vitamin C) zur Senkung des Stressniveaus –, verfeinert mit rohem Honig, der Studien zufolge angstlösende Eigenschaften hat.
Weil für Rafael eine eindeutige Verbindung zwischen Essen und Stimmung besteht, setzt er sämtliche Zutaten – von einfach bis raffiniert – so ein, dass sie den individuellen Bedürfnissen seiner Gäste zugutekommen. Er bezeichnet das Kochen für andere als ein Zeichen bedingungsloser Liebe und ergänzt: „,Van Gogh is Bipolar‘ ist nicht nur Nahrung für den Körper, sondern auch für die Seele.“
Juli Suazo lebt in Manila und London und ist freiberufliche Lifestyle-Journalistin für CNN, Resy und Eater.