Dieser Gastronom bringt die irakische Küche auf den Foodie-Stadtplan von London

Nach etwa fünf Jahren im Finanzwesen im Anschluss an die Uni entdeckte Philip Juma seine Leidenschaft fürs Kochen. Heute ist er Besitzer und Chefkoch im Juma Kitchen, einem irakischen Takeaway im Londoner Borough Market. „Es gibt keine romantischen Geschichten davon, wie ich auf dem Schoß meiner Oma Kochen gelernt habe. Kochen war für mich einfach eine nette Ablenkung.“

Der waschechte Londoner, wie er sich selbst gerne beschreibt – seine Mutter ist anglo-irisch – fand zum Kochen, als er seinen irakischen Vater über die Gerichte aus dessen Heimat ausgequetscht bzw. laut eigener Aussage „ihn tierisch genervt und in den Wahnsinn getrieben“ hat. Juma wuchs mit Speisen wie Kubba und Dolma auf. Diese Familienrezepte waren anfangs sein erster greifbarer Bezugspunkt. (Versuche, in irakischen Restaurants in London Erfahrungen zu sammeln, waren nicht erfolgreich. „Die Küchenchefs waren misstrauisch und wollten ihr Wissen nicht teilen“, berichtet er.) Diese Erkundung seiner eigenen und der irakischen Identität steht seit dem ersten Tag in seiner Küche im Mittelpunkt.

Seitdem rockt Juma – sowohl als Person als auch beim Kochen. Juma war Finalist für die BBC Street Food Awards 2021 und unter anderem in den beliebten britischen TV-Formaten Masterchef: The Professionals und Saturday Kitchen zu Gast. Nicht schlecht für eine kleine Ablenkung, mit der 2012 alles begann (und ganz ohne Marketing- oder PR-Kampagnen). Aber aus Jumas Sicht ist es viel wichtiger, der breiten Masse die irakische Küche näherzubringen, als Erfolg und TV-Shows.

Er hat Geschichten über Geschichten auf Lager, von Fans, die ihm schreiben und danken, dass er Iraker*innen mit Juma Kitchen in einem positiven Licht präsentiert. Im Januar dieses Jahres hat er zum ersten Mal Irak besucht und die Reise auf Instagram dokumentiert, wie er durch die Straßen Bagdads geht und Märkte und Gotteshäuser besucht – und die Resonanz warf ihn schlechthin um. „Die 25 bis 35 Jahre alte irakische Diaspora weltweit hat mir Sachen geschrieben wie: ,Bro, das hat sich jetzt in meinem Hirn festgesetzt.‘“ Das ging sogar so weit, dass Juma von einem Fan aus Australien einen Screenshot seiner Flugbestätigung nach Irak bekommen hat. Er hat ihm in diesem Zug für die Ermutigung gedankt, die Wurzeln seiner Familie zu ergründen. In Bezug auf die irakische Identitätskrise merkt Juma stolz an, dass er durch Juma Kitchen „das Narrativ ändert“. Bei dieser Geschichte geht es jedoch nicht um ein Restaurant oder Kochbuch, jedenfalls nicht mehr. Wie er selbst sagt: „Das ist viel größer als Essen geworden.“

Jake Missing ist ein in London ansässiger Kulturjournalist, der unter anderem für die Vogue, das Noble Rot Magazine und Huck geschrieben hat. Er ist einer der leitenden Autoren bei The Infatuation.